Ein Zeichen setzen!

Ratsvorsitzender Ralph Wieduwilt und Ratsherr Kolja Leffers sind geschockt über den Vorfall am Montag in Nordstemmen in „unserer“ Flüchtlingsunterkunft.

Wir möchten ein stilles Zeichen setzen ohne große Reden. Deshalb rufen wir alle Bürgerinnen und Bürger, Orts- und Gemeinderatsmitglieder und die Nordstemmer Vereine dazu auf heute Abend um 18.30 Uhr eine Lichterkette vor „unserer“ Flüchtlingsunterkunft zu bilden. Wir wollen damit ganz klar zum Ausdruck bringen, dass wir in Nordstemmen solch feige Taten wie die vom vergangenen Montag nicht tolerieren. Außerdem möchten wir den BewohnerInnen der Unterkunft zeigen, dass sie sich bei uns weiterhin sicher und herzlich willkommen fühlen sollen. Um 18.45 Uhr soll diese stille Zusammenkunft vor der Unterkunft wieder aufgelöst werden.

Ralph Wieduwilt und Kolja Leffers

Unbekannte werfen Stein, Schwangere erleidet Schock

Veröffentlicht von Sebastian Knoppik am 8. März 2016 in der HAZ (online)

Nordstemmen (skn) - Erneuter Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in der Region: Ein unbekannter Täter hat am Montagabend mit einem Stein ein Fenster der Gemeinschaftsunterkunft in Nordstemmen eingeworfen. Eine 19-jährige schwangere Frau erlitt einen Schock. Die Staatsschutz-Abteilung der Hildesheimer Polizeiinspektion hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Ermittler hoffen nun auf Hilfe aus der Bevölkerung.

Der Täter muss den Stein am Montagabend gegen 19.15 Uhr mit voller Wucht gegen das Fenster im Erdgeschoss der Gemeinschaftsunterkunft in der Jahnstraße geworfen haben. Die doppelt verglaste Scheibe des ehemaligen Orientierungsstufen-Gebäudes ging zu Bruch. Der Stein blieb in dem Raum auf dem Fußboden liegen.

In dem Zimmer hielt sich eine 19-jährige Schwangere auf. Sie blieb unverletzt, erlitt aber einen Schock. Eine ärztliche Behandlung lehnte sie ab. In Nordstemmer Unterkunft leben insgesamt rund 120 Flüchtlinge.

Juristisch gesehen handelt es sich nach Angaben von Polizeisprecher Claus Kubik lediglich um eine Sachbeschädigung. Allerdings prüfen die Ermittler auch, ob es einen politischen Hintergrund gibt. Die Sache wird daher nicht im eigentlich zuständigen Sarstedter Kommissariat bearbeitet, sondern im Staatsschutz-Fachkommissariat der Hildesheimer Polizeiinspektion.

Dessen Ermittlungen konzentrieren sich derzeit auf drei junge Männer, die ein Bewohner der Unterkunft in der Nähe der Unterkunft beobachtet hat. Ob einer dieser Männer den Stein geworfen hat, ist noch unklar. Sie sollen 1,70 bis 1,75 Meter groß und etwa 20 bis 25 Jahre alt sein und alle drei eine sportliche Figur haben. Einer von ihnen soll eine graue Sporthose getragen haben, ein anderer eine blaue Jacke.

Die Verantwortlichen prüfen nun, ob die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Nordstemmer Flüchtlingslager verschärft werden müssen, wie Johanniter-Sprecherin Maike Müller berichtet: „Wir werden natürlich nach diesem Vorfall die Situation genau analysieren und mit dem Landkreis als unserem Auftraggeber schauen, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind.“

Nach Angaben von Polizeisprecher Claus Kubik sind zusätzliche Streifen an der Unterkunft aber nicht geplant. Sämtliche Flüchtlingsunterkünfte in der Region würden ohnehin regelmäßig mit Streifenwagen abgefahren. Eine solche Straftat lasse sich damit aber ohnehin nicht verhindern.

Nach Angaben von Johanniter-Sprecherin Müller handelt es sich um den ersten Vorfall dieser Art in der Nordstemmer Gemeinschaftsunterkunft. Es ist allerdings nicht der erste Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in der Region. Mitte November vergangenen Jahres hatten unbekannte Täter Feuer im Keller der damals noch unbewohnten Gemeinschaftsunterkunft für minderjährige Flüchtlinge in Ahrbergen gelegt. Es entstand hoher Sachschaden. Die Unterkunft konnte erst mit mehreren Wochen Verspätung bezogen werden. Die Brandstifter hat die Polizei nicht gefunden.

Vor zwei Wochen dann brannte in der Sarstedter Notunterkunft die Matratze eines Bewohners. Der Mann blieb unverletzt. Sicherheitskräfte konnten das Feuer schnell löschen. Die Polizei ermittelt in diesem Fall wegen Brandstiftung.

Zeugen für den Vorfall in Nordstemmen können sich an die Polizei in Hildesheim wenden, Telefon 0 51 21 / 93 91 15.