Lesen Sie einen Leserbrief von Hermann Hartmann zum Bericht der LDZ „Entscheidung nicht weiter verschleppen“ vom 18.6.11

Es ist richtig: „Anträge der Ratsgruppen verfehlen notwendige Mehrheit“, so die Unterzeile in dem informativen Artikel über die Schulausschusssitzung in Nordstemmen. Nur dieses bedeutet für den Antrag der CDU, dass er mit 7 zu 6 Stimmen abgelehnt wurde. Der von Herrn Rebmann wurde bei Stimmengleichheit und einer Enthaltung nicht angenommen. So viel zum Formalen.

„Man muss doch die Fakten sehen“, so der CDU-Vorsitzende Bernhard Flegel zu mir am Tag nach dieser Abstimmungsniederlage der CDU die Grundschule Adensen wegen zu geringer Schülerzahlen und zu hoher Kosten zu schließen. Nun muss ich gestehen, es war morgens um 7.00 h vorm Freibad in Nordstemmen und er fotografierte eifrig, wie sein Bürgermeisterkandidat Brötchen an die Schwimmerinnen und Schwimmer verteilte – also kein guter Platz für einen Dialog über die unterschiedlichen Positionen in der Nordstemmer Schulpolitik. Trotzdem ging mir seine Bemerkung nicht mehr aus dem Kopf und ich fragte mich: Was unterscheidet eigentlich die CDU und die SPD in dieser Frage?

Keine Frage, die Fakten muss man sehen und die werden in dem Antrag der CDU, den der Bürgermeister formuliert hat, auch z.T. richtig dargestellt, zum Teil tendenziös interpretiert. Was uns unterscheidet, sind die Schlussfolgerungen aus den Fakten. Für die CDU ist klar: Adensen muss geschlossen werden, um in den verbleibenden zwei Grundschulen ein zukunftsorientiertes Konzept für die Kinder durchsetzen zu können. Finanzen kann man nur einmal ausgeben, was ja in dem Zeitungsbeitrag auch klar beschrieben wurde.

Für die SPD bedeutet die Faktenlage nach Lösungen zu suchen, die diese berücksichtigen und die Interessen der Kinder und Eltern nach einer zukunftsfähigen Bildung. Darum haben wir uns für die Zukunftskonferenz eingesetzt und wollen bei der Lösung die Ideen der Eltern, Politiker und Lehrer ernst nehmen, die sie in der zweitägigen Konferenz entwickelt haben. Gute Lösungen brauchen Zeit, weil sie auf Beteiligung der Menschen aufbauen und nicht nur auf Entscheidungen von Politikern am Ende einer Wahlperiode.

Die Lehrer und Politiker wissen, dass sie in den kommenden Jahren neue Grundschulkonzepte entwickeln müssen, um die Beschlüsse zur Integration Behinderter in die Grundschule umzusetzen (Inklusion). Warum soll diese Zeit, die ja die bisherige Beschlusslage gibt, nicht genutzt werden, um mit den Eltern zu Überlegen, was das für die drei Standorte für Grundschulen bedeuten kann? Vielleicht kommt man ja zu Entscheidungen, dass dieses an nur zwei oder einem Standort besser umgesetzt werden kann, vielleicht sind wir aber dann auch dankbar, dass wir noch Schulen für verschiedene Schwerpunkte haben. Die inhaltliche Konzeptdiskussion muss erst geführt und dann die Standortfrage gelöst werden. An dieser Stelle unterscheiden sich die CDU und SPD grundsätzlich und das gilt auch für die Bürgermeisterkandidaten.

Hermann Hartmann
SPD Kreistagsmitglied